Medienliteralität

Das Seminar Medienliteralität ist für das fünfte Semester im Minor Digitale Medien / Kulturinformatik (Bachelor) vorgesehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die individuellen Schwerpunktthemen der Studierenden. Das Ziel ist die Erstellung einer multimedialen Präsentation bzw. ‚digitalen Mappe‘ im Rahmen der Dokumentation und Reflexion des Studienschwerpunkts. Die entsprechenden Artefakte werden in Kleingruppen erarbeitet und gemeinsam präsentiert.

Als Ansatz für die Konzeption der eigenen Arbeiten ist dabei vorgesehen, ein Fazit des bisherigen Studiums der Digitalen Medien / Kulturinformatik zu ziehen. Für die darauf folgende praktischen Ausarbeitung der eigenen Projekte ist dann im besonderen Maße Raum für die selbstbestimmte, reflektierte Nutzung digitaler Medien eingeplant, sodass experimentelle Verfahren in der Gestaltung von Interfaces und ästhetischer Artefakte erprobt werden können.

Aus dem Seminar sind unter anderem die Filme ‚The Gadget Lover‘ und ‚copy.paste‘ als praktische Arbeiten hervorgegangen, die im Folgenden zu sehen sind.

The Gadget Lover

Jost Wessel & Lennard Knop

„Der Film „The Gadget Lover“ von Jost Wessel und Lennard Knop stellt ein imaginiertes Alltagsszenario einer Person in der Zukunft dar. Der Protagonist ist darin mittels des fiktiven KI-Systems „SYMBIOTEC“ eine umfangreiche Symbiose mit diversen technischen Geräten eingegangen, darunter Ear-Plugs, AR-Glasses, einem Neurochip und einer Smartwatch, welche seine alltäglichen Handlungen reglementieren. Der Neurochip liest dabei die Gehirndaten des Protagonisten aus, während die Smartwatch seine physischen Daten, wie etwa den Blutdruck, ermittelt. Die zentrale KI von „SYMBIOTEC“ ermittelt anhand dieser Daten die optimalen Einstellungen und Handlungsanweisungen, um die kognitive wie körperliche Wahrnehmung und Verhaltensweise des Protagonisten zu modifizieren. So werden z.B. die Farbeinstellungen der AR-Glasses an die kalkulierten Bedürfnisse der Augen abgestimmt, störende Umweltgeräusche durch die Ear-Plugs unterdrückt oder auch Meditationseinheiten zur Aufrechterhaltung der neurochemischen Balance angeleitet. Hierbei soll auf abstrakte wie symbolische Weise illustriert werden, welche psychologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen die Nutzung des dargestellten KI-Systems mit sich bringen könnte und überdies Aspekte des Transhumanismus verhandelt werden. In diesem Zusammenhang soll sich der Film mit der übergeordneten Frage beschäftigen, was es bedeutet, wenn die gesamte sinnliche Lebensführung des Menschen der totalen Logik einer kühlen, technischen Zweckrationalität überlassen wird, welche jegliches Erkennen über die instrumentelle Vernunft hinaus verunmöglicht und die Gefahr verdeutlichen, dass das Leben dadurch bis zur Bedeutungslosigkeit verflachen könnte. Durch die überwiegende Ego-Perspektive der Kameraführung und dem sphärischen Soundpanorama soll darüber hinaus die Wirkung eines virtuellen Immersionserlebnisses erzielt werden, weshalb es empfehlenswert ist, sich den Film mit Kopfhörern und idealerweise einer VR-Brille anzuschauen.“ (Jost Wessel & Lennard Knop 2021)

copy.paste

Julie Hervé, Leonore del Mestre, Noa da Costa Henriques & Johanna Heß

„Nachdem wir die Möglichkeiten tatsächlicher Treffen durchgespielt und geplant hatten, haben wir feststellen müssen, welche großen Hürden in Zeiten einer Pandemie bestehen (physische Distanz, Kontakteinschränkungen, Kälte, Technikzugang im Lockdown etc). Daher haben wir uns auf eine digitale Suche begeben, wir haben sowohl individuell als auch öffentlich akkumuliertes digitales Material erkundet und neu zusammengesetzt. Räumlich getrennt sowie zeitlich versetzt, hat sich so ein gemeinsames Artefakt geformt. Dabei haben wir, in Anerkennung einer wechselseitigen Beziehung, den Computer nicht als ein Werkzeug, sondern als Mitproduzenten begriffen und so dessen Agentialität aktiv in die Produktion unseres Artefaktes eingebunden. Das bedeutet auch, das copy.paste nur in der Digitalität entstehen konnte. Es wurde von uns keine analoge Realität der Kommunikation und der Zusammenarbeit nachgebaut, sondern das Digital in der eigenen spezifischen Wirklichkeit erlebt.“ (Julie Hervé, Leonore del Mestre, Noa da Costa Henriques & Johanna Heß 2021)