Frauen in den technischen Berufen der Musikindustrie – Aktuelle Arbeiten

Die Berufsgruppen Ton-, Licht- und Veranstaltungstechnik stehen in der Musikforschung nicht im Fokus – und noch viel weniger die Frauen, die in diesen Berufen arbeiten. Daraus entstehen ein Marginalitätsnarrativ und Überschriften wie „There Are So Few Women In Music Production, No One Bothers To Count“ (Huffington Post, 2016). Derlei Aussagen und mediale Darstellungen führen dazu, dass alltägliche Erfahrungen, berufliche Aspirationen sowie Erfolge und Niederlagen der Frauen in diesen Berufsgruppen unsichtbar bleiben und der hegemoniale Mythos eines Männerberufs weiter existiert. Aufgrund einer Naturalisierung von Frauen und ihren Körpern besteht eine gesellschaftliche Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit weiblichen Könnens in technischen Berufen.
Zu diesem Thema steht ab sofort eine Bachelorarbeit im Bereich ‚Forschung‘ zur Verfügung:

Nicht im Spotlight, Nicht auf der Bühne – Die Konstruktion des Habitus von Frauen in den technischen Berufen der Musikindustrie (2019)

von Annika Hachmeister

Annika Hachmeister nimmt sich dieser Thematik an und kann durch Expert*inneninterviews einen Einblick in das Selbstverständnis und die Selbsterfahrung von Frauen aus dieser Berufsgruppe geben. Unter Rückgriff auf das Habituskonzept nach Bourdieu ist es ein wichtiges Ziel der Arbeit, den Alltag der befragten Frauen auf ökonomische Faktoren, soziale Interaktionen und auch auf Machterfahrung zu untersuchen und zu verstehen.

PDF (97 Seiten, 1,1 MB)


Bücher, Abschlussarbeiten, Aufsätze und Zeitschriftenbeiträge finden sich gesammelt hier.

Weitere aktuelle Bachelor- und Masterarbeiten sind mit den folgenden Schwerpunkten vertreten und stehen im Bereich ‚Forschung‘ aktuelle wissenschaftliche Arbeiten für die Einsicht und zum Download bereit: Postkoloniale Perspektiven auf Musiktrends, Streaming und kuratierte Playlists, die Auswirkungen der Neustrukturierung von Musik im Netz und das Sounddesign in der E-Automobilindustrie.

Neue Themen:


Wer oder was kuratiert die Playlists bei Streamingdiensten wie Spotify und welche Kriterien spielen dabei eine Rolle? Matthias Lund (2019) untersucht in seiner Masterarbeit die Mechanismen, Intentionen und Effekte für die Zusammenstellung der Playlists bei Spotify. „Da das Musikangebot innerhalb der Streamingdienste für die oder den Einzelnen nicht mehr zu überschauen ist, werden Filtermechanismen notwendig. Die Bedingungen ihrer Gestaltung bleibt den Hörerinnen jedoch nahezu verborgen: Ob ein Algorithmus oder menschliche Kuratorinnen die Musikauswahl zu verantworten haben, ob ökonomische oder kulturelle Entscheidungen hinter der ausgewählten (und der dadurch ausgeschlossenen) Musik stehen, ist in der alltäglichen Nutzung kaum erkenntlich und tritt hinter die grafischen Titellisten der Playlists zurück. … Um Playlists spannt sich folglich ein Feld zwischen Notwendigkeit des Kuratierens im Sinne der Nutzbarkeit und kryptischer Black Box jener Faktoren, die ebendieses Angebot gestalten, auf.“

Link zur Arbeit: Die ganze Welt der Musik? Kuratierte Playlists als Zugang zu Musik bei Streamingdiensten (2019)


Frieder Behrens (2019) befasst sich mit dem Hype um das Album ‚Obaa Sima‘ des gebürtigen Ghanaers Yaw Atta-Owusu aka. Ata Kak. Sein Album sollte nach der Veröffentlichung (1994) zunächst unbeachtet bleiben, bis der Amerikaner Brian Shimkovitz ein Exemplar des auf Kassette erschienenen Albums digitalisiert und im Jahr 2006 auf seinem Blog ‚Awesome Tapes From Africa‘ für die Online Community verfügbar macht. „Das Projekt von Brian Shimkovitz reiht sich aus der subjektiven Perspektive des Verfassers in einen Trend ein, der sich in einem wachsenden Interesse an Musik aus ehemals kolonisierten Ländern ausdrückt. Unter Namen wie ‚Analog Africa‘, ‚Sahel Sounds‘, ‚Mr. Bongo‘ oder ‚Habibi Funk‘, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, veröffentlichen Europäer oder Amerikaner alte Musik von überwiegend afrikanischen Künstlern. Es ist naheliegend, dass dies postkoloniale Fragen aufwirft. In diesem Sinne soll auch die Relevanz dieser Arbeit verstanden werden, indem das Phänomen exemplarisch anhand Ata Kak und Awesome Tapes From Africa kritisch diskutiert wird.“

Link zur Arbeit: Awesome Tapes From Afrika. Eine postkoloniale TRX-Analyse des Reissues von Ata Kaks "Obaa Sima" (2019)


Lukas Iden (2018) erörtert, ob die Anordnung der Musikrichtungen in der Genrekarte Every Noise At Once bestehende topophile Muster reproduziert, oder diese im Gegenteil aufbricht und im Zeichen einer neuen, ortsunabhängigen Logik für die Organisation und Struktur von populärer Musik steht. „Im Vergleich zu der musikethnologischen Ordnung soll ersichtlich werden, zu welchem Grad Musik in digitalen Netzen anders strukturiert ist und vor allem, wie diese potentiellen Neu- und Anders-Ordnungen sich auf die Topophilie der Agenten*innen populärer Musik und damit verbundene postkoloniale Strukturen und kulturelle Essentialismen in der Musik auswirken. Besitzen diese Umstrukturierungen gar das Potential, die Musik zu dekolonisieren oder handelt es sich um die Reproduktion eines festgefahrenen eurozentristischen Blicks auf Musik?“ 

Link zur Arbeit: (Un-)Mapping Music. Die Kartierung populärer Musik zwischen EthnoLogik und Algorithmik (2018)


Vollelektrische Fahrzeuge sind nicht länger Nischenprodukte. Viele bekannte Hersteller aus der Automobilindustrie präsentieren derzeit erste Modelle und Serien von Elektroautos als Alternative zum Fahrzeug mit konventionellen Verbrennungsmotor. Elektromotoren haben jedoch die Eigenschaft nahezu lautlos zu sein. Dies ist ein Problem, da „sie in vielen Situationen überhört werden können und somit eine Unfallgefahr darstellen. […] Eine EU Verordnung, welche im Juli 2019 in Kraft getreten ist, löst das Problem der Stille bei Elektroautos mit einem Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS). Dieses System erzeugt einen künstlichen Motorenklang, damit das Fahrzeug für andere Verkehrsteilnehmer akustisch wahrnehmbar ist. Die Entwicklung und Gestaltung dieses Außensounds hinsichtlich der Vorgaben der EU ist Aufgabe und Herausforderung der Industrie.“ Alex Krause (2019) untersucht, „mit welcher Strategie die Hersteller die Aufgabe umsetzen, einen synthetischen Klang für ein Auto zu entwerfen“ und inwiefern die klanglichen Eigenschaften des Verbrennungsmotors dabei noch eine Rolle spielen. Außerdem wird prognostiziert, wie sich das Soundscape in einer zukünftigen Stadt anhören könnte, in welcher hauptsächlich Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind.

Link zur Arbeit: Funktionale Klänge im Straßenverkehr – die synthetische Klangerzeugung beim Elektroauto (2019)