Von September bis November 2019 war die Installation Arkestrated Rhythmachine Komplexities im Johann Jacobs Museum in Zürich zu sehen und zu hören.
Entwickelt wurde die Installation – bestehend aus 10+ Rhythmus-Maschinen der 50er bis 80er Jahre, 3 Samplern und sechs Hörspiel-Trek – von Johannes Ismaiel-Wendt, Sebastian Kunas und Malte Pelleter 2018 im Rahmen der Ausstellung Mobile Welten am Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg. Nach einem Zwischenstop in der ifa Galerie, Berlin, versammelt sich das rhythmaschinische Mothership jetzt in neuer Formation im ehemaligen Musikzimmer des Johann Jacobs Museums, direkt am Zürcher See. Auf den angegilbten Oberflächen und entlang der Schalterleisten der Geräte wird hier versucht, neue Narrative zu spinnen – über die postkolonialen Verstrickungen von Rhythmus-Technologien und die Erfindung des Bossa Nova in Japan; über die ganz eigene Funkyness zeitdiskreter Abtastung und das Alleine-Sein wie das Zusammenleben mit Maschinen wie mit Menschen.
Die Schalterleiste der Rhythmusmaschine, mit den Bezeichnungen »Latin«, »American« »Traditional«, ist ein Display des »Black Atlantic« – ein post-kolonialer Atlas, der auch die traumatischen Routen der Versklavung sowie die transnationalen Beat-Präsenzen in einem kastenförmigen Schiff, einer Arche, sammelt. // Die Geschichte der Drum Machines ist eine Geschichte der Raubkopie, eine Geschichte der Clones und der Simulation der Simulationen. // Im 17. und 18. Jahrhundert waren am Hof des chinesischen Kaisers Musikdosen sehr beliebt. Sie wurden zu einem sehr wichtigen Element der Missionspolitik und der westlichen Diplomatie. Und apropos ›Shanzai‹ die ersten Musikdosen-›Faker‹ waren Schweizer Jesuiten. // »Latin Rhythms« sind auch eine Erfindung japanischer Elektronik-Ingenieure in den 60er-Jahren. Die Rhythmus-Maschine ist eine Traditions-Gravur-Maschine. // »Drum Machines have no soul!« – druckt John Wood in Kalifornien auf einen Sticker, um damit gegen die von ihm befürchtete »Dehumanization of American Music« zu wettern. Wem es um Eigentlichkeiten wie ›American Music‹ geht, dem muss eine Uneindeutigkeit wie eine Maschine, die Musik macht, verunsichern. // Die Geschichte technischer Automaten ist eine Geschichte der faszinierten Angst. Faszinierendes ›Anderes‹. Angst vor der menschlichen/männlichen Ersetzbarkeit. Angst vor der Täuschung.
ARK (Arkestrated Rhythmachine Komplexities) ist ein Kollektiv für post-repräsentative Sound-Formate. Das Kollektiv besteht u.a. aus Johannes Ismaiel-Wendt, Sebastian Kunas, Malte Pelleter, Rhythm King, Sarah-Indriyati Hardjowirogo, Ole Schwabe, Side Man, u.v.a. arbeitet zu Themen wie Sound, Beats und Instrumenten und hinterfragt dabei kulturelle Zuschreibungen und Verflechtungen. Ihre Installationen sowie Sound-Lecture-Performances wurden u. a. 2018 am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg und im Haus der Kulturen der Welt präsentiert.