Fritjof Mangerich, 2020 (Ausschnitt „Arseny Avraamov – Symphony of Factory Sirens“, 1922)

Elkin Salamanca

Sig Süßig, 2021, 05:10 Min.

Klangkomposition auf Grundlage von Archivmaterial aus Nachrichten, digitalen Störgeräuschen, verzerrten Stimmen. Die Komposition ist Teil des Projektes „SOundS Kolumbien“.

Die Arbeit entstand im Rahmen des Seminars „Sweet Noises – Hybrid Musicking“ der Muthesius Kunsthochschule Kiel, geleitet von Sven Lütgen, Zentrum für Medien / Sound Studies / Intermedia an der Muthesius Kunsthochschule Kiel.

Sig Süßig

Sig Süßig ist eine Klangkomposition, die verschiedene Samples von einem Review zu deutschen SIG-Sauer-Waffen verarbeitet. Die Firma SIG Sauer spielt im gesellschaftspolitischen Kontext Kolumbiens eine problematische Rolle, da sie illegal Waffen an die kolumbianische Polizei verkaufte. Deutsche Waffen stehen daher mit der Ermordung dutzender Zivilisten in Verbindung, die sich in den vergangenen Jahren bei landesweiten Demonstrationen für eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen einsetzten.

Elkin Salamanca möchte über die Verhältnisse in ihrer Heimat, Kolumbien, aufklären und die internationalen Verbindungen zum dortigen Geschehen darstellen. Der Fall SIG Sauer zeigt, dass viele der zeitgenössischen Konfliktsituationen internationale Verzweigungen aufweisen, indem beispielsweise mit Waffengewalt ein profitables Geschäft betrieben wird.

In Sig Süßig verarbeitet Salamanca Fragmente mit Informationen über die Waffen von SIG Sauer und vermischt diese mit kolumbianischen Rhythmen von Congas, Herdenglocken, Klavier und Charango. Dabei kommen verschiedene lateinamerikanische Musikgenres zur Geltung und würdigen die kolumbianische Identität, ohne dabei jedoch einen melancholischen Unterton abzulegen. Der Sound der Komposition erzeugt damit einen Kontrast zur Lebenslust und Heiterkeit, mit der Salamanca die Menschen in Lateinamerika verbindet.

Ein beabsichtigter Effekt ist dabei auch, „ironisch aufzuzeichnen, was auf dem europäischen Kontinent als, exotisch‘ bezeichnet wird.“ Die Klangkomposition spielt mit den europäischen Hörerwartungen und verweist darauf, „wie Identität unter [einem] fremden und uninformierten Blick“ deformiert und romantisiert wird – so Salamanca.

Somit werden die Hörer*innen dazu aufgefordert, ihre eigene Perspektive auf die Welt zu überdenken. Dazu gehört auch, die Verantwortung zu erkennen, die ein jede*r in einer globalisierten Welt füreinander trägt. „Auf diese Weise wird hier betont, dass wir alle in verschiedenen Situationen in der Welt eine Rolle spielen und dass der Schmerz keine Grenzen unterscheidet.“ (Salamanca)

Konzeption / Projektleitung

„Sound in Transition“ Benjamin F. Stumpf, Leitung, Offenes Atelier / Künstlerhaus Lauenburg
und Stadtgalerie Künstlerhaus Lauenburg

Kooperation

Prof. Dr. Michael Ahlers
Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung (IKMV)
Leuphana Universität, Lüneburg

Prof. Dr. Rolf Grossmann
Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien (ICAM)
Leuphana Universität, Lüneburg

Sven Lütgen
Zentrum für Medien / Sound Studies / Intermedia
Muthesius Kunsthochschule, Kiel

*Copy Right (Grafik [Header]): Fritjof Mangerich, 2020 (Ausschnitt „Arseny Avraamov – Symphony of Factory Sirens“, 1922)