Fritjof Mangerich, 2020 (Ausschnitt „Arseny Avraamov – Symphony of Factory Sirens“, 1922)

Paola Donato Castillo

Ausbruch, 2021, 04:25 Min.

Klangkomposition auf der Grundlage von Archivmaterial aus Nachrichten, digitalen Störgeräuschen, verzerrten Stimmen. Die Komposition ist Teil des Projektes „SOundS Kolumbien“.

Die Arbeit entstand im Rahmen des Seminars „Sweet Noises – Hybrid Musicking“ der Muthesius Kunsthochschule Kiel, geleitet von Sven Lütgen, Zentrum für Medien / Sound Studies / Intermedia an der Muthesius Kunsthochschule Kiel.

Ausbruch

Ausbruch ist die Bezeichnung für eine kolumbianische Bewegung, die sich am 21. November 2019 in Gestalt von landesweiten Demonstrationen formierte. Zu diesem Zeitpunkt war Paola Donato Castillo vor Ort, in Kolumbien – ihrer Heimat. In Bogotá, der Hauptstadt, nahm sie an den Protesten teil. Wegen der Pandemie wurden die Aktionen der Bewegung seit dem immer wieder unterbrochen. Castillo lebt inzwischen in Deutschland und die Demonstrationen in Kolumbien haben wieder begonnen. Weiterhin wird dort nach Lösungen gesucht, denn die Lage der Menschen hat sich kaum verbessert – doch Castillo ist nun hier, und damit weit weg.

Die Ausarbeitung der Klangkomposition war für Castillo eine Möglichkeit, um die Proteste aus der Ferne zu unterstützen. Klang kennt keine Grenzen: „Die Lieder, die Musik und die Stimmen der Menschen in Kolumbien schaffen es bis hier. Sie schaffen es, sich international Gehör zu verschaffen. Deshalb möchte ich in meiner Komposition die verschiedenen Klangstrategien aufzeichnen, mit denen Informationen verbreitet werden. Gleichzeitig soll sich zeigen, wie Kolumbien klingt und wie es gehört wird.“ (Paola Donato Castillo)

Seit 2019 haben zahlreiche Demonstrationen in vielen Städten Kolumbiens stattgefunden. Der Anlass sind Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sowie die Korruption innerhalb staatlicher Behörden. Die Forderungen der Demonstrant*innen sind Gerechtigkeit und die Verbesserung der Lebensbedingungen für alle.

Dank der medialen Berichterstattung wurden die kolumbianischen Proteste in vielen Ländern gehört. Die Welt weiß nun, was in Kolumbien geschieht und Castillo hofft, dass die Solidarität mit der demonstrierenden Bevölkerung wächst. Mit Musik und Sprechchören nutzen die Menschen kreative Wege, um ihren Anliegen Ausdruck zu verleihen. Doch die Proteste fanden nicht nur Zuspruch. „Einige Fernseh- und Radiosender versuchten, den kolumbianischen Aufbruch zu diskreditieren, indem sie ihn diffamierten und ihre Nachrichten als Instrument der Angst und zur Desinformation einsetzten. Mit all dem, was gegen bzw. für die Menschen in Kolumbien ist, habe ich versucht eine Komposition zu schaffen, welche sowohl die Rebellion, als auch die Repression gegen die Bürger*innen darstellt. Bürger*innen, die es geschafft haben aufzustehen und ihre Stimme gegen den Schmerz zu erheben.“ (Paola Donato Castillo)

Konzeption / Projektleitung

„Sound in Transition“ Benjamin F. Stumpf, Leitung, Offenes Atelier / Künstlerhaus Lauenburg
und Stadtgalerie Künstlerhaus Lauenburg

Kooperation

Prof. Dr. Michael Ahlers
Institut für Kunst, Musik und ihre Vermittlung (IKMV)
Leuphana Universität, Lüneburg

Prof. Dr. Rolf Grossmann
Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien (ICAM)
Leuphana Universität, Lüneburg

Sven Lütgen
Zentrum für Medien / Sound Studies / Intermedia
Muthesius Kunsthochschule, Kiel

*Copy Right (Grafik [Header]): Fritjof Mangerich, 2020 (Ausschnitt „Arseny Avraamov – Symphony of Factory Sirens“, 1922)