Zerschnipselte Musikgeschichte:
Sampling und Beatmaking im Musikunterricht
Workshop | Universität Münster
Freitag, 9.5.2025 | 14 bis 17 Uhr | Raum 312
Beatmaking und Sampling sind aus der aktuellen digitalen Musikpraxis nicht mehr weg zu denken und öffnen dabei spannende neue Zugänge zum Musikmachen mit ganz unterschiedlichen Schüler*innengruppen. Beim Sampling ›zerschnipseln‹ wir nicht nur vorhandene Sounds – z.B. unsere Lieblingssongs oder Handyaufnahmen, den aktuellen Hit oder eine 50 Jahre alte Aufnahme. Wir ›zerschnipseln‹ damit zwangsläufig auch die Geschichten dieser Sounds. In dem Workshop werden wir gemeinsam erproben, inwiefern das gemeinsame Beats-Machen mit Schüler*innen auch eine ganz praktische Form der Auseinandersetzung mit eben dieser Geschichtlichkeit der verwendeten Sounds sein kann.
Dozent
Koala Sampler
Im Rahmen Workshops werden wir den Software-Sampler Koala verwenden, der für Android und iOS Geräte sehr günstig verfügbar ist. Alle wichtigen Infos und einführende Tutorials finden sich hier online. Umfangreiches pädagogisches Material zu Koala, inkl. einer eigenen Unterrichtssequenz haben Oldenburger Kolleg*innen bei der Open Music Academy zur Verfügung gestellt. Hier gibt es außerdem ein weiteres umfassendes Video-Tutorial, das die verschiedenen Funktionen erläutert.
Materialpool
Wo finde ich Sample-Material?
Hier gibt es einen Sciebo-Ordner mit Sample-Material zum Anfangen.
Die Website whosampled.com dokumentiert bekannte Sample-Quellen.
Eine umfassende Online-Sammlung klassischer Breakbeats findet sich bei rhythm-lab.com.
YouTube-Kanäle zum Online-Digging:
Andre Navarro II
Vinyl Frontier Extra
Soulhawk
Ultradisko
Die Website radiooooo.com eignet sich auch wunderbar zum finden von Musik (die man nicht gesucht hat).
Vorschlag eines Arbeitsblatts »Beatmaking im Stil von Stetsasonic – Talkin‘ All That Jazz«
Texte zur Definition des Sampling-Begriffs
Rolf Großmann (2005): »Collage, Montage, Sampling – ein Streifzug durch (medien-)materialbezogene ästhetische Strategien«. In: Harro Segeberg und Frank Schätzlein (Hg.): Sound. Zur Technologie und Ästhetik des Akustischen in den Medien. Marburg: Schüren 2005, S. 308-331 (Open Access).
Ergänzend ausführlich:
Tobias Hartmann (2022): Das Phänomen Sampling. Eine multiperspektivische Annäherung. Hildesheim: Olms (Open Access).
Materialien zur Geschichte des Sampling
Zur (Vor-)Geschichte des Sampling im HipHop
Mark Katz (2010): »Sampling before Sampling. The Link Between DJ and Producer«. In: ASPM Samples (Schwerpunktthema Sampling im HipHop, hg. von Oliver Kautny & Adam Krims).
Ein zentraler früher Text zur Ästhetik des Sampling im HipHop:
Tricia Rose (1994): »Soul Sonic Forces«. In: Dies.: Black Noise. Rap Music and Black Culture in Contemporary America. Middletown: Wesleyan University Press.
Eine kleine Mehrspur-Technikgeschichte des Sampling und Beatmaking
Malte Pelleter (2022): »Chopped and Screwed. Die Pad-Matrix und nicht-lineare Musiktechnologie-Geschichte(n)«. In: Michael Ahlers/Benjamin Jörissen/Martin Donner/Carsten Wernicke (Hrsg.): MusikmachDinge im Kontext Forschungszugänge zur Soziomaterialität von Musiktechnologie. Hildesheim: Olms. S. 19-40 (Open Access).
Text-Sampling
Gruppe 1: Sampling und die digitale Materialität von Sound
Rolf Großmann (2013): »303, MPC, A/D: Popmusik und die Ästhetik digitaler Gestaltung«. In: Marcus S. Kleiner / Thomas Wilke (Hg.): Performativität und Medialität Populärer Kulturen. Theorien, Ästhetiken, Praktiken. Wiesbaden: Springer 2013, S. 299-319.
Gruppe 2: Sampling und die kulturelle Referenzialität von Sound
Jochen Bonz (2006): »Sampling. Eine postmoderne Kulturtechnik«. In: Christoph Jacke / Eva Kimminich / Siegfried J. Schmidt (Hg.): Kulturschutt. Über das Recycling von Theorien und Kulturen. Bielefeld: transcript 2006, S. 333-353 (Open Access).
Gruppe 3: Sampling und die Nostalgie unmöglicher Erinnerungen
Emma Winston / Laurence Saywood (2019): »Beats to Relax/Study To: Contradiction and Paradox in Lofi Hip Hop (1)«. In: IASPM Journal, 9 (2). S. 40-54.
Gruppe 4: Sampling, Instrumentalität und kulturelle Bildung
Sarah-Indriyati Hardjowirogo (2022): »Listen and Repeat Die Pad-Matrix und instrumentale Vermittlung«. In: Michael Ahlers/Benjamin Jörissen/Martin Donner/Carsten Wernicke (Hrsg.): MusikmachDinge im Kontext Forschungszugänge zur Soziomaterialität von Musiktechnologie. Hildesheim: Olms. S. 123-40 (Open Access).
Weitere Literatur
Alexandria Arrieta (2021): »Splice and the platformization of hip hop production: Navigating the online music platform for royalty-free samples«. In: Global Hip Hop Studies, 2:2, S. 219–36.
Susanne Binas-Preisendörfer (2014): Klänge im Zeitalter ihrer medialen Verfügbarkeit. Popmusik auf globalen Märkten und in lokalen Kontexten. Bielefeld: transcript. (Das Sampling-Kapitel ist hier online zu finden.)
Martin Donner & Benjamin Jörissen (2022): »Digitale Designs und ästhetische Praxis. Biografische, situative und produktionsorientierte Haltungen junger Menschen im Umgang mit materiell-digitalen MusikmachDingen«. In: Michael Ahlers/Benjamin Jörissen/Martin Donner/Carsten Wernicke (Hrsg.): MusikmachDinge im Kontext Forschungszugänge zur Soziomaterialität von Musiktechnologie. Hildesheim: Olms. S. 231-64 (Open Access).
Georg Fischer (2020): Sampling in der Musikproduktion. Das Spannungsfeld zwischen Urheberrecht und Kreativität. Marburg: Büchner (Open Access).
Rolf Großmann (2004): »Signal, Material, Sampling. Zur ästhetischen Aneignung medientechnischer Übertragung«. In: Sanio, Sabine / Scheib, Christian (Hg.): Übertragung – Transfer – Metapher. Kulturtechniken, ihre Visionen und Obsessionen. Bielefeld: Kerber 2004, S. 91-110.
Rolf Großmann (2020): »The Instrument as Medium. Phonographic Work«. In: Sanne Krogh Groth / Holger Schulze (Hg.): The Bloomsbury Handbook of Sound Art. New York: Bloomsbury. S. 436-445.
Chris Kattenbeck (2022): Beats. Bauen. Lernen. Manifestation, Konstitution und Entwicklung künstlerischer Handlungsfähigkeit beim Beatmaking. Münster: Waxmann (Open Access).
Hannes Liechti (2022): This Track Contains Politics: The Culture of Sampling in Experimental Electronica. Bern: norient books (Open Access).
Wayne Marshall (2006): »Giving Up Hip-Hop’s Firstborn. A Quest for the real after the Death of sampling«. In: Callaloo, 29 (3). S. 868-892.
Justin Morey (2021): »UK sampling practice: Past, present and future.« In: E. Mazierska et al. (Hg.): The Evolution of Electronic Dance Music. New York: Bloomsbury. S. 63–80.
Malte Pelleter (2013): »›Chop that record up!‹ Zum Sampling als performative Medienpraxis«. In: Marcus S. Kleiner / Thomas Wilke (Hg.): Performativität und Medialität populärer Kulturen. Theorien – Ästhetiken – Praktiken. Wiesbaden: VS, S. 391-412.
Malte Pelleter (2015): »Grammophon-Erziehung und Beat-Bildung. Szenen medien/musikalischer Bildungs-Phantasmen«. In: Julius Othmer / Andreas Weich (Hg.): Medien – Bildung – Dispositive. Wiesbaden: Springer. S. 141-155.
Malte Pelleter (2022): »HOW TO MAKE YOUR OWN SAMPLES. Beat-Bildung, Zeit-Maschinen und Phonographizität zweiter Ordnung«. In: Thomas Wilke / Michael Rappe (Hg.): HipHop im 21. Jahrhundert. Medialität, Tradierung, Gesellschaftskritik und Bildungsaspekte einer (Jugend-)Kultur. Wiesbaden: Springer VS.
Emery Petchauer (2012): »Sampling Memories: Using Hip-Hop Aesthetics To Learn From Urban Schooling Experiences«. In: Educational Studies (48:2). S. 137-155.
Tricia Rose (1994): Black Noise. Rap Music and Black Culture in Contemporary America. Middletown: Wesleyan University Press.
Amanda Sewell (2014): »Paul’s Boutique and Fear of a Black Planet: Digital Sampling and Musical Style in Hip Hop.« Journal of the Society for American Music, 8. S. 28-48.
Joseph G. Schloss (2004): Making Beats. The Art of Sample-Based Hip-Hop. Middletown: Wesleyan University Press.