Sampling bedeutet hier den einfachen und flexiblen Zugriff auf digital gespeichertes konkretes Klangmaterial. Jeder Sampler besitzt Funktionen zur Manipulation des Materials (mindestens elementare Schnittfunktionen, die es ermöglichen, Start- und Endpunkt des Samples zu verändern, s.u.). Wiedergabefunktionen schließen Transposition in Echtzeit, an bestimmten Punkten ausgerichtete Schleifen(Loop-)wiedergabe sowie eine Hüllkurvensteuerung der Wiedergabelautstärke ein. Der Sampler ist als klanglich universelles Musikinstrument anzusehen, denn es können mit vertretbarem Aufwand akustische und elektronische Klänge aufgezeichnet und anschließend in Grenzen flexibel wiedergegeben werden.
Die Vorgänger der digitalen Sampler sind mit Magnettonbändern oder im Lichttonverfahren arbeitende Musikinstrumente, die bereits seit 1948 in den USA entwickelt wurden (von Harry Chamberlin). Berühmt wurde das Mellotron (ab 1963), das mit derselben Technik wie die Instrumente von Chamberlin arbeitete, durch seinen Einsatz bei den Beatles, u.a. in dem Song „Strawberry Fields Forever“.
Das Mellotron (1963), Hörbeispiel
Youtube: Inside a Mellotron M400
Digitale Sampler kamen erst ab ca. 1979 mit den Geräten CMI Fairlight und NED Synclavier auf den Markt. Hierbei handelt es sich um komplette Workstations, die es in einer einheitlichen Umgebung ermöglichen zu komponieren und zu arrangieren. Implementiert sind jeweils diverse Klangerzeugungsverfahren, u.a. auch digitales Sampling.
CMI Fairlight (1979), Hörbeispiel
Es folgten kompaktere, etwas günstigere Geräte, die ausschließlich Sampling beherrschten (z.B. Akai S 612). Die Geräteklasse der Studiosampler (tastaturlos, MIDI-Schnittstelle, Sampling-Eingänge, mehrere Ausgänge, Editiermöglichkeiten am Gerät) war geboren.
Ab Mitte der 1980er Jahre kamen Drummachines mit fest eingespeicherten Schlagzeugsamples zu erschwinglichen Preisen auf den Markt (u.a. Sequential DrumTracks, LinnDrum). Dies begründete die Geräteklasse der Sample-Player.
Die LinnDrum (1982), Hörbeispiel
Gleichzeitig stieg die Speicherkapazität der Studiosampler stark an, so dass neben der Arbeit mit sehr kurzen Aufnahmen akustischer Instrumente, die dann geloopt als kontinuierlicher Klang wiedergegeben wurden, nunmehr auch das Sampling von gesamten musikalischen Phrasen (z.B. Bläser- oder Gesangsriffs, ein- oder mehrtaktige Schlagzeugrhythmen usw.). Damit war eine weitere Geräteklasse, nämlich die der Phrase- oder Loop-Sampler, geschaffen.
AKAI MPC 60 (1988), Hörbeispiel
Wie nahezu alles Studioequipment sind auch Sampler heutzutage in Computer-Produktionsumgebungen als reine Software-Lösung implementiert. Derartige Software-Sampler beherrschen alle Funktionen früherer Hardware-Sampler, erlauben aber ein wesentlich flexibleres Dateimanagement als diese (z.B. Native Instruments Kontakt, Steinberg Halion).
Der Software-Sampler Native Instruments Kontakt (2003)
Timetable Sampler I (Grundfunktionen)
Timetable Sampler II ( Nutzungsoptionen / Oberfäche)
Die Basisfunktionen des Samplers:
– Aufnahme/Wiedergabe
– Schnitt
– Transposition
– Loop
– Crossfading
– Multisampling (Keygroups)
– Velocity Split (Keyzones)
Ergänzend (mittels Granularsynthese):
– Pitch Shifting
– Time Stretching
Um zu verhindern, dass das Sample bei Pitch Shifting und Time Stretching den analogen physikalischen Gesetzmäßigkeiten (schneller = höher, langsamer = tiefer) folgen muss, wird die Granularsynthese verwendet. Diese zerlegt das Sample in viele kleine Einzelteile (sogenannte Grains), die kopiert oder entnommen werden können. So können Tonhöhe bzw. Tempo bei Veränderungen des jeweils anderen Parameters konstant gehalten werden. Damit der tonale Inhalt des Samples durch Time Stretching nicht verstimmt wird, sollte die Größe der Grains eine Periodendauer des gesampelten Tons nicht unterschreiten. Möchte man zum Beispiel einen Ton in der Höhe von 80 Hz mit Time-Stretching verlängern, so dürfte das Grain nicht kürzer sein als 1/80 Sekunde.
Weitere Literatur
Großmann, Rolf. (2002): Lexikonartikel „Sampling„, „Remastering“, „Remix“. In: Schanze, Helmut (Hg.), Metzler Lexikon Medientheorie/Medienwissenschaft, Stuttgart 2002.
Ergänzend: Russ: Sampling-Synthesis
Pioniere (Lit.)