Materialien und Beispiele
Von höchster Ebene autorisiert: Heiliger Geist, Papst und Schreiber
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 390: Antiphonarium officii (https://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0390).
Neume und Note
Lehr- und Lernmaterial ab dem 12. Jh.:
Guido von Arezzo (10./11. Jh.; um 990 – 1050) „Guidonische Hand“
Guido von Arezzo „Solmisationssilben“ aus dem Johannes-Hymnus; Vierliniensystem, Terzabstand
Die Festlegung von relativen Tonhöhen ist die Voraussetzung für eine ausgearbeitete Mehrstimmigkeit, wie sie in den folgenden Jahrhunderten zu finden ist. Die Form der Fuge (Kanon) bildet sich fast von selbst durch Überlagerung nacheinander gesungener Eröffnungsphrasen, auf die dann ein kontrapunktischer Satz folgt.
Giovanni Pierluigi da Palestrina „Motettorum quinque vocibus liber quartus“, Rom 1583/84, hier Nachdruck Venedig 1587
„Palestrina Stil“ liturgische Zwecke „prima pratica“
G- und C-Schlüssel, Vorzeichen, Notenlängen, jedoch keine Taktstriche. In der Übertragung (1874) in eine Partitur in heutiger Notenschrift sind nun Taktstriche weitere Vorzeichen für Leittöne zu sehen. Außerdem wird hier die fugenartige Anordnung der Stimmen klar, die schon in den nur durch die Schlüsselstellung unterschiedenen Anfangsphrasen von Cantus (Sopran) und Altus zu sehen ist.
weitere Beispiele zu den nächsten Stadien der Entwicklung siehe unten (Girolamo Frescobaldi)
Kontrapunktlehre von Johann Joseph Fux (Wien 1725)
Johann Joseph Fux „Gradus ad Parnassum oder Anführung zur Regelmäßigen Musikalischen Komposition. Auf eine neue, gewisse, und bishero noch niemals in so deutlicher Ordnung an das Licht gebrache Art.“ Leipzig, im Mizlerischen Bücherverlag, 1742. PDF (Achtung! 111MB)
ausgewählte Beispiele aus dem Forum:
Gregorianischer Choral – Kyrie IV – YouTube Video mit Quadratnotation und C-Schlüssel zum Verfolgen der vermutlich ursprünglich in Neumen notierten Choralmelodie
nach Palestrina:
Girolamo Frescobaldi Messa della Domenica – Fiori Musicali (Venezia, 1635)
!Music from MIDI file recorded by Simone Gheller, played with VST organ!
zum Orgelspiel siehe Messa degli Apostoli, Toccata per l’Elevazione
Johann Sebastian Bach Wohltemperiertes Clavier 1 No. 2 in c moll Präludium und Fuge (ca. 1720)
– 3 Themen, die im Verlauf der Fuge versetzt einsetzen und sich ergänzen
– Obligater Kontrapunkt, der (im Vergleich zum freien Kontrapunkt) sich charakteristisch durch das Stück zieht
– Zweiter Kontrapunkt setzt später ein! (Bass, Mittel- und Oberstimme)
Kontrapunkt im Jazz: John Lewis (Modern Jazz Quartet)
– viele Arrangements (mit Vibrafon, Klavier, Bass, Drums…) die kontrapunktische Züge haben
– Beispiel „Fontessa“ (links) oder „The Golden Striker“
https://www.youtube.com/watch?v=i10qbIWIRqk