Bernd Schmeikal*

"BOROTO - morphogenetische Klangbilder"

"Der Beitrag heißt BOROTO (mit 'T'). Das im Text vorkommende Wort BORORO (mit 'R') bezeichnet zweierlei:

BORORO ist also ein typisches Programm der strukturalen Anthropologie. Es generiert Symmetrien, in denen die Verbindung zwischen räumlicher, sozialer, ritueller, zeremonieller und mythologischer Struktur zentrales Anliegen der Darstellung ist. Es geht hier also um die symmetrische, gewissermaßen archetypische, Strukturierung von Raum im weitesten Sinn.

BOROTO bezeichnet lediglich ein Computerprogramm. Das Wort leitet sich von BORORO und TON ab, entsteht somit aus einer Zusammenziehung plus Abkürzung. Zu den wesentlichen Unterschieden zwischen BORORO und BOROTO: (N.C.)

Diese sehr präzise, aber ebenso kryptische Beschreibung des vorgestellten Programms zur "Klangbild"-Erzeugung ist für den Nichtfachmann sicher erklärungsbedürftig und erschloß sich den HyperKult III-Teilnehmern erst durch Vortrag und -spiel von Bernd Schmeikal. (Bibl. Hinweis )

Schmeikal/Urschütz gehen von einem anthropologischen Ansatz aus, der Parallelen (bzw. gemeinsame Prinzipien) zwischen mathematischen Strukturen und der soziokulturellen Organisation einer menschlichen Gemeinschaft annimmt ("strukturale Anthropologie", s.o.). Werden diese Strukturen mittels eines Computerprogramms visualisiert und in Klänge umgesetzt, so ergeben sich mathematische "Klangbilder". Wenn diese morphogenetischen Klangbilder von uns in einem ästhetischen Zusammenhang betrachtet, gehört oder gar als Partitur nachvollzogen werden, gehen sie wiederum in einen soziokulturellen Prozeß ein. Sein spezielles Verständnis des Musizierens nach solchen "Partituren" unterscheidet Bernd Schmeikal dabei von der üblichen Praxis der Computermusik. Daß auch Berührungspunkte mit okkulten Phänomenen bzw. dem "Schamanismus" zur Sprache kamen, machte den besonderen Reiz des Vortrags aus. Ohne die informatiktypischen 'rationalen Scheuklappen' konnte sich ein völlig neues und höchst anregendes kultisches HyperKult-Verständnis bei den Zuhörern bilden. (R.G.)

"Wir gedenken, einen hyperkultischen schwarz-weiß-Kontrast zu setzen, der in etwa die Relation zwischen den frühen Filmdokumenten über die Tänze schriftloser Stämme und dem supercolorigen Crocodile Dandy wiederspiegelt." (B.S.)

Bernd Schmeikal
Kundmanngasse 26/8
A-1030 Wien

*(Der Beitrag wurde zusammen mit Walter Urschütz angekündigt, der jedoch nicht an der HyperKult III teilnehmen konnte.)

s.a. Bernd Schmeikal-Schuh: "Logic from space". In: Quality and Quantity 27/1993, 117- 137. (Kluwer Acad. Publ., Netherlands)

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HyperKult III 'Sound Page'